Marchen vom Stadtschreiber, der aufs Land flog, EPUB eBook

Marchen vom Stadtschreiber, der aufs Land flog EPUB

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Vor vielen Jahren lebte in einer groen Stadt ein junger Mann, der auf der Geschaftsstube eines Ratsherrn, genannt Asio, Schreiberdienste zu verrichten hatte.

Von morgens bis in den spaten Abend hinein sa er an seinem Tisch, sich gegenuber einen anderen, aber alteren Schreiber, namens Bubo, und schrieb fleiig ab, was ihm sein Herr an Vertragen, Urkunden, Regressen, Akten auf den Platz gelegt.

Wenn er die Hand mit der Feder zum Tintenfasse fuhrte, begegnete sie wohl der Hand des Schreibgefahrten druben, und wenn er dann unwillkurlich den Blick hinuberrichtete, sah er das gesenkte Auge des anderen, das schon die nachste Zeile der Vorlage im voraus las, und um so emsiger kehrte er, wie ein ertappter Faulmann, zum eigenen Schreibwerk zuruck.

Aber wie eifrig er sich auch muhte, nie war der Berg der Aufgaben vor ihm ganz abzutragen, und meinte er den einen Abend, heute habe er es aber gut gemacht und morgen sei Arbeit ein gar rarer Artikel, so hatte den Ratsherrn uber Nacht gerade das Zipperlein geplagt, und er hatte in seiner Schlaflosigkeit so vieles aus Schranken und Mappen hervorgekramt, da am Morgen der Berg hoher lag denn je.

Daruber wurde das Schreiberlein fast trubsinnig, und wenn er dann gar in das ernste, graue Gesicht seines Gegenuber sah, in dessen Falten sich der Aktenstaub vieler Jahre niedergesetzt zu haben schien - wenn er sich dann so recht lebhaft vorstellte, da er in zehn oder zwanzig Jahren auch so ernsthaft dasitzen wurde, mit weiter nichts im Kopf als den Wettlauf zwischen Papierberg und Feder - so hatte er am liebsten den Hut vom Nagel gerissen und ware hinausgelaufen in die weite Welt.

Jede Strae ware ihm recht gewesen, wenn sie nur fortfuhrte von der papierenen Geschaftsstube.

Solches zu tun aber verbot sich, denn er hatte niemanden, der fur seine Nahrung und Kleidung sorgte, als sich selber.

Kein Vater und keine Mutter, kein Verwandtes sah nach ihm; allein mute er sich sein Essen kochen, allein sein Kleiderwerk flicken; und wenn er in die ...

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